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creatalksMärz 2021

Alles neu (1/4): Warum Du Dich als Unternehmer neu erfinden solltest

Diesen Monat diskutieren wir in creatalks, wann sich Firmeninhaber neu erfinden sollten. Viele Menschen scheuen Veränderung – da geht es Geschäftsführern nicht anders. Warum sich Veränderung trotzdem lohnt, erfährst du hier.

Mit: Christian Dittrich

Wie geht es Dir? Ausnahmsweise ist das nicht nur als Begrüßungsfloskel, sondern als ernste Frage gemeint. Wie geht es Dir – und wie geht es Deinem Unternehmen? Wenn Du voller Überzeugung antworten kannst: „Danke, alles bestens“, dann kannst du jetzt getrost aufhören, zu lesen.

Wenn Deine Antwort jedoch lautet: „Es geht mir gut, aber…“, befindest Du Dich wahrscheinlich in einer Phase, in der Du nicht zufrieden bist. Dann wird es vielleicht Zeit, dass Du einmal in Dich gehst. Kannst du irgendwas verändern?

Alles neu? Auf jeden Fall! Christian Dittrich von creatale spricht da aus Erfahrung

Hätte man unseren Geschäftsführer Christian Dittrich vor ein paar Jahren so eine ernstgemeinte Wie-geht-es-dir-Frage gestellt, hätte seine Antwort auch ein „Gut, aber…“ enthalten. Christians Aber aufzuarbeiten, ging nicht von heute auf morgen. Er musste sich und die Firma creatale hinterfragen, Probleme identifizieren, Dinge ändern. Man könnte auch sagen: Er musste sich als Unternehmer neu erfinden. Über diesen Denkprozess – und warum Geschäftsführer generell keine Scheu vor Veränderung haben sollten –, sprechen wir in der ersten Ausgabe von creatalks.

Innehalten lohn sich

Marius Leuschner (Marketing-Manager, creatale): Christian, wie zufrieden bist Du damit, wie sich creatale in den letzten Monaten entwickelt hat? Ich meine, wenn Du mal über unsere Philosophie nachdenkst oder welche Leistungen wir anbieten.

Christian Dittrich (Geschäftsführer, creatale): Ziemlich zufrieden! Ich hab mich ja auf innovative, oftmals inhabergeführte Unternehmen spezialisiert. creatale unterstützt sie bei der Entwicklung individueller Software und wir beraten sie über Geschäftsmodelle. VisionControl und unser ganzer Firmenauftritt passen sehr gut dazu. Vor allem zeigen die nicht nur, was wir anbieten. Sie vermitteln auch ziemlich genau das Selbstverständnis, das ich von meiner Firma und von mir als Unternehmer habe.

„Ich bin leider nicht eines morgens aufgewacht und hab gemerkt: Genau das läuft bei mir schief.“
– Christian Dittrich

Marius: Du hast aber schon mal erwähnt, dass dieses Selbstverständnis bei Dir nicht immer so vorhanden war…

Christian: Das stimmt. Seit unserer Gründung 2012 hat sich viel getan. Anfangs waren wir vier Gründer. Heute bin ich alleiniger Gesellschafter. Aber nicht nur bei den Mitwirkenden hat sich einiges verändert. Die Firma und ich haben uns definitiv weiterentwickelt, aber das war kein einfacher Weg.

Marius: Wie hast du den denn bestritten?

Christian: Also die Kurzantwort ist natürlich: Ich hab mich neu erfunden.

Marius: Schöne Überleitung zu unserem Thema.

Christian: Ja. Aber „sich neu erfinden“, das sagt sich so leicht. Ich bin leider nicht eines morgens aufgewacht und hab gemerkt: Genau das und das läuft bei mir schief. Das hat sich lange aufgestaut und hat mir viel von dem Elan genommen, den ich am Anfang hatte. Deshalb würde ich heute jedem Unternehmer raten: Nimm Dir ab und an Zeit, mal über Dich nachzudenken. Drückt irgendwo der Schuh? Dafür muss man dann aber auch wirklich ehrlich zu sich sein.

Der wichtigste Schritt: Sei ehrlich zu Dir selbst

Marius: Und Du warst in der Anfangszeit von creatale nicht ehrlich zu Dir selbst?

Christian: Das war eines der Probleme, ja. Ich glaube aber, dass wir auch im Gründerteam oft nicht ehrlich zueinander waren. Wenn jeder seine eigene Vorstellung vom Unternehmen und seinen Aufgaben hat, wird das irgendwann schiefgehen. Noch so ein Tipp wäre deshalb: Überleg Dir gut, mit wem Du Geschäftsbeziehungen eingehen willst. Sprecht von Anfang an darüber, was ihr euch erwartet und in welche Richtung ihr euch entwickeln wollt.

Marius: Und wann kam dann der Punkt, als Du Deinen Kollegen gesagt hast, dass Du unzufrieden warst? Oder eher: Wann ist die Stimmung in der Firma gekippt?

Christian: (überlegt kurz) Also es gab keinen Moment, wo irgendjemand „explodiert“ ist, oder so. Eher hat sich die Unzufriedenheit immer wieder in kleinen Diskussionen entladen. Vor allem hab ich aber gemerkt, dass ich allgemein keinen Spaß mehr an meiner Arbeit hatte. Dass wir so nicht weiterarbeiten könnten, haben wir uns letztlich nicht gegenseitig eingestanden, sondern die Realität hat uns eingeholt. Uns fehlten irgendwann die Großprojekte, die wir gebraucht hätten, um die Firma zu finanzieren. Dadurch sind viele Dinge – ein klärendes Gespräch, zum Beispiel – unter den Tisch gefallen. Ist auch klar, wir mussten ja die Firma retten. Aber es hat nichts geholfen: Allein finanziell konnte das so nicht weitergehen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich die Anteile der anderen Gründer übernehme und creatale allein weiterführe. Da war keiner dem anderen böse, aber ich glaube, dass wir schon alle enttäuscht waren. Wir hätten uns wahrscheinlich viel Ärger ersparen können, vielleicht sogar die Kundenflaute verhindern können, wenn wir früher über unsere Vision für die Firma gesprochen hätten.

„Langfristig leidet als Firmeninhaber irgendwann Deine Leistung, wenn Du nicht von dem überzeugt bist, was Du tust.“
– Christian Dittrich

Marius: Es ist vermutlich nie einfach, ehrlich zu sich selbst zu sein. Und sich einzugestehen, dass man mit seiner Firma nicht das erreicht hat, was man möchte, gibt einem bestimmt auch kein gutes Gefühl.

Christian: Klar, aber was ist die Alternative? Fehler einzugestehen oder untereinander Missverständnisse zu klären ist für den Moment vielleicht unangenehm. Aber langfristig leidet als Firmeninhaber irgendwann Deine Leistung, wenn Du nicht von dem überzeugt bist, was Du tust. Von Deiner psychischen Gesundheit mal ganz zu schweigen.

Keine Veränderung ist auch keine Lösung

Marius: Und Deine Kunden bemerken das irgendwann bestimmt auch, oder?

Christian: Absolut. Wenn Du nicht 100 Prozent geben kannst, weil Du unglücklich oder unmotiviert bist, bemerken das Deine Kunden spätestens beim Endprodukt. Die Mitarbeiter merken das ja auch: Wenn der Chef nicht motiviert ist, flacht die Motivation bei denen auch ganz schnell ab. Ist ja auch klar: Du kannst als Geschäftsführer keine Begeisterung von Deinen Mitarbeitern verlangen, wenn du selber keine rüberbringst.

Marius: Aber was passiert mit den Mitarbeitern, wenn der Chef sich jetzt tatsächlich dazu durchringt, mal nachzudenken und die Firma in eine neue Richtung zu lenken? Was passiert mit denen im Team, die sich damit dann nicht mehr identifizieren können?

Christian: Sich neu erfinden ist, wie gesagt, nicht einfach. Allen recht machen kann man es nicht. Wenn sich eine Firma neu positioniert, müssen auch die Mitarbeiter ehrlich zu sich sein: Bin ich bereit, diesen Weg mitzugehen? Vielleicht muss man dann getrennte Wege gehen. Aber wiederum: Was wäre die Alternative? Alles steht und fällt zuerst mit der Performance des Geschäftsführers. Wenn der sieht, dass er etwas ändern muss, dann muss er das tun.

Kümmere Dich zuerst um Dich selbst

Marius: Mal abgesehen von der Einstellung der Mitarbeiter – die Firmenausrichtung zu verändern, birgt ja auch wirtschaftliche Risiken. Sollte das ein Geschäftsführer nicht auch bedenken? Gerade, weil er gegenüber den Mitarbeitern Verantwortung trägt?

Christian: Zuerst sollte der Geschäftsführer nach sich selber schauen. Und das meine ich überhaupt nicht egoistisch! Es ist eher so wie beim Fliegen: Da wird einem auch gesagt, im Falle eines Druckabfalls sollte man sich zuerst eine Atemmaske aufsetzen, bevor man sich um die Leute nebendran kümmert. Wenn man selber nicht atmen kann, kann man auch niemand anderem helfen. So begreife ich meine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern. Wirtschaftliche Risiken gibt es natürlich, wenn Du zum Beispiel Dein Image änderst oder Deine Zielgruppe. Die Risiken sind aber mindestens genauso hoch, wenn Du mit etwas Halbgarem weitermachst wie bisher. Darunter leiden Kundenzufriedenheit und Produktqualität auch – und das kann am Ende auch Arbeitsplätze kosten.

Das Wichtigste

  • Nimm dir Zeit, ab und an den Status quo zu überdenken: Bist Du als Unternehmer glücklich? Führst Du das Unternehmen, das Du führen willst?
  • Fällt die Antwort negativ aus: Sei ehrlich zu Dir selbst – und auch zu Deinen Kollegen!
  • Wenn du nicht glücklich bist: Hab Mut und ändere etwas. Das ist besser als die Alternative. Für Deine Gesundheit, die Leistung Deines Unternehmens und auch für Deine Mitarbeiter.

In der nächsten creatalks-Ausgabe lassen wir das Warum beiseite. Aber wir bleiben beim „Alles neu“-Thema: Dann liest du, wie Du Dich und Deine Firma neu positionierst.

Schlagwörter: Positionierung, Unternehmertum, Interview
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